Influenza-Impfquoten unter chronisch Kranken

Karikatur zu Impfgegnern, die befürch­teten, durch die Pocken­impfung zu Kühen zu werden (1802). James Gillray – Library of Congress, Prints & Photo­graphs Division, LC-USZC4-3147. Lizenz: Gemeinfrei

Influenza-Impfquoten unter chronisch Kranken

In der nun begin­nenden Erkäl­tungs­saison 2020/21 kommt der Influenza-Impfung wegen der anhal­tenden COVID-19-Pandemie eine besondere Bedeutung zu. Mit der Influenza-Impfung kann möglichen Doppel­in­fek­tionen durch Influenza und SARS-CoV‑2 wirksam vorge­beugt werden.

Aktuelle wissen­schaft­liche Erkennt­nisse zeigen, dass Menschen mit bestimmten Vorer­kran­kungen zu den beson­deren Risiko­gruppen für einen schweren klini­schen COVID-19-Verlauf zählen. Für diese Perso­nen­gruppen ist die jährliche Impfung gegen die saisonale Influenza eines der wichtigsten Instru­mente zur Prävention von Influenza-Erkran­kungen. Die Ständige Impfkom­mission (STIKO) empfiehlt allen Patien­tinnen und Patienten mit bestimmten chroni­schen Grund­leiden sowie allen Personen ab 60 Jahren, Schwan­geren und medizi­ni­schem Personal sich jährlich gegen Influenza impfen zu lassen.

»Angesichts der zu erwar­tenden Engpässe bei der Verfüg­barkeit des Grippe­impf­stoffs ist ein Fokus auf Patien­tinnen und Patienten mit chroni­schen Erkran­kungen angezeigt. Zur Verfügung stehen nur etwa 25 Millionen Impfdosen. Zusätz­liche Mengen in signi­fi­kantem Ausmaß könnten laut STIKO-Vorsit­zendem Mertens nicht nachbe­stellt werden, da der Grippe­impf­stoff für diese Saison bereits produ­ziert sei. Daher sollte der Indivi­du­al­schutz für Risiko­pa­ti­enten Priorität haben«, sagte der Vorstands­vor­sit­zende des Zentral­in­stituts für die kassen­ärzt­liche Versorgung (Zi), Dr. Dominik von Stillfried.

Über 28 Millionen gesetzlich Versi­cherte hatten 2017 mindestens eine chronische Erkrankung, bei der zur Influenza-Impfung geraten wird. Die Impfquoten variierten 2017 in Deutschland bundesweit erheblich – je nach Erkrankung zwischen 19 Prozent bei Patienten mit multipler Sklerose und 44 Prozent bei Patienten mit chroni­schen Nieren­krank­heiten. Damit waren die Impfquoten deutlich niedriger als von der Europäi­schen Union gefordert. Im Zeitraum 2013/14 bis 2017/18 zeigten die Impfquoten zwar noch einen leicht rückläu­figen bzw. stagnie­renden Trend. Für 2018 ist aber ein leichter Anstieg zu verzeichnen. Auch während der ersten Pande­mie­welle wurde verstärkt geimpft. Dies zeigt der jüngst veröf­fent­lichte Zi-Trend­report für die Monate Januar bis März 2020.

Zwischen den östlichen und westlichen Bundes­ländern bestehen weiterhin zum Teil deutliche Unter­schiede. So wurden 2017 Patien­tinnen und Patienten mit Diabetes im Osten mit 55 Prozent deutlich häufiger geimpft als im Westen mit 31 Prozent. In Berlin lag die Impfquote bei Diabe­tikern mit 46 Prozent zwischen den mittleren Werten im Osten und Westen. Vergleichbare Ost-West-Unter­schiede sind bei allen anderen chroni­schen Erkran­kungen mit Ausnahme von Patienten mit HIV/AIDS zu beobachten. Ein Grund dafür könnte die histo­risch belegte bessere Impfak­zeptanz im Osten sein.

Das sind die Ergeb­nisse der Versor­gungs­atlas-Studie »Inanspruch­nahme von Influ­en­za­imp­fungen bei chronisch kranken Personen im vertrags­ärzt­lichen Sektor«, die das Zi aktuell veröf­fent­licht hat. Die Unter­su­chung ist auf Basis kranken­kas­sen­über­grei­fender vertrags­ärzt­licher Abrech­nungs­daten für die Jahre 2009 bis 2018 auf Bundes­ebene, nach den Bereichen der Kassen­ärzt­lichen Verei­ni­gungen und nach Kreisen ermittelt worden.

Origi­nal­pu­bli­kation:

Akmatov MK, Holstiege J, Steffen A, Bätzing J. Inanspruch­nahme von Influ­en­za­imp­fungen bei chronisch kranken Personen im vertrags­ärzt­lichen Sektor – Auswertung der Abrech­nungs­daten für den Zeitraum 2009 bis 2018. Zentral­in­stitut für die kassen­ärzt­liche Versorgung in Deutschland (Zi). Versor­gungs­atlas-Bericht Nr. 20/03. Berlin 2020. DOI: https://doi.org/10.20364/VA-20.03

Textquelle: Andrea Kuserau, Versorgungsatlas

Bildquelle: Karikatur zu Impfgegnern, die befürch­teten, durch die Pocken­impfung zu Kühen zu werden (1802). James Gillray – Library of Congress, Prints & Photo­graphs Division, LC-USZC4-3147. Lizenz: Gemeinfrei