Haustiere: Mit Bissver­let­zungen immer zum Arzt

Haustiere: Mit Bissver­let­zungen immer zum Arzt

Bissver­let­zungen von Haustieren dürfen keines­falls unter­schätzt werden. Darauf weist die Deutsche Gesell­schaft für Unfall­chir­urgie (DGU) hin. Was manchmal zunächst harmlos aussieht, sollte trotzdem ernst genommen werden.

Denn bei einem Biss werden Krank­heits­er­reger des Tieres auf den Menschen übertragen. Die Eintritts­pforte kann sich dabei sofort verschieben und somit verschließen. Unbehandelt können schwere Entzün­dungen entstehen, bei denen neben der Haut auch Muskeln, Sehnen, Nerven und Knochen dauerhaft geschädigt werden können. Daher lautet der Exper­tenrat: „Egal wie harmlos oder oberflächlich der Biss wirkt, man sollte immer zum Arzt gehen. Besonders wenn pochende Schmerzen, Schwel­lungen oder Rötungen auftreten, ist das ein Alarm­signal, welches die umgehende ärztliche Behandlung erfordert“, sagt Prof. Dr. Michael J. Raschke, Präsident der Deutschen Gesell­schaft für Unfall­chir­urgie (DGU). Die DGU gibt Tipps für den Ernstfall.

EINIGE TIPPS: 

1. Nach einer Bissver­letzung sofort den Arzt aufsuchen. 2. Impfpass zur Impfstatus-Kontrolle mit zum Arzt nehmen. 3. Sowohl unmit­telbar nach der Bissver­letzung, aber auch nach Tagen kann sich eine Wunde noch entzünden. Daher sollte die Stelle intensiv im Hinblick auf Entzün­dungs­zeichen beobachtet werden und der Arztbesuch ggf. wiederholt werden.

Ein Großteil der Bissver­let­zungen wird von Hunden und Katzen verur­sacht. Andere Bissver­let­zungen durch Menschen, Pferde, Meerschweinchen, Kaninchen, Ratten, Hamster, Mäuse oder Schlangen kommen deutlich seltener vor. Kinder sind dabei häufiger betroffen als Erwachsene. „Kinder empfinden das Tier oft als Spiel­ka­me­raden. Zudem neigen sie eher zu plötz­lichen Bewegungen, die das Tier erschrecken. Die Verlet­zungen betreffen vor allem die Arme und das Gesicht“, sagt Prof. Dr. Dr. Peter Schmit­ten­becher, Leiter der DGU-Sektion Kinder­trau­ma­to­logie. Die meisten Bisse lassen sich jedoch durch den richtigen Umgang mit den Tieren vermeiden: Häufig beißt das Tier zu, weil es erschreckt, geärgert oder beim Fressen gestört wurde.

Bei allen Bissver­let­zungen, egal an welcher Stelle, kann es zu Wundin­fek­tionen kommen. Schon 12 bis 24 Stunden nach dem Biss kann sich eine Entzündung bemerkbar machen. Anzeichen sind Rötungen, Schwel­lungen, eitrige Abson­de­rungen und klopfende Schmerzen. Allgemein können Unwohlsein und Fieber auf eine sich ausbrei­tende, syste­mische Infektion hinweisen. „Im Speichel der Tiere befinden sich zahlreiche und gefähr­liche Bakterien. Es ist daher nicht verwun­derlich, dass sich die Bisse schnell entzünden“, sagt Raschke, der Klinik-Direktor am Univer­si­täts­kli­nikum Münster arbeitet. Besonders gefährlich sind Katzen­bisse. Katzen haben sehr spitze Schnei­de­zähne, die tief in das Gewebe eindringen. Bakterien gelangen dadurch in die Tiefe bis auf Sehnen­schei­denhöhe, Gelenke oder Knochen. „Die wahre Verlet­zungs­tiefe wird oftmals unter­schätzt. Einige Beschwerden können sich innerhalb von Stunden so drama­tisch verschlechtern, dass umgehend operiert werden muss. Nur durch sofor­tiges Handeln können schwere und zum Teil lebens­be­droh­liche Folge­schäden vermieden werden“, erklärt Raschke.

Um eine Infektion zu vermeiden, ist es wichtig, dass der Arzt die frische Wunde sieht, reinigt und desin­fi­ziert: Meist erfolgt eine Wundspülung, um die Krank­heits­er­reger aus dem Bisskanal zu spülen. Im Bedarfsfall wird zusätzlich antibio­tisch behandelt. Der Impfstatus wird kontrol­liert: Ist die letzte Tetanus-Impfung gegen Wundstarr­krampf länger als 10 Jahre her oder nicht klar, wann zuletzt geimpft wurde, ist eine Auffri­schung direkt nach der Verletzung notwendig. Ein Tollwut­ver­dacht wird abgeklärt. „Kinder mit Bissver­let­zungen werden in der Regel stationär aufge­nommen und mit einer intra­ve­nösen Antibio­ti­kagabe behandelt“, erklärt Schmit­ten­becher, der als Direktor der Kinder­chir­ur­gi­schen Klinik am Klinikum Karlsruhe arbeitet.

Bei großen Bisswunden kann auch eine Operation notwendig werden: Dabei entfernt der Operateur geschä­digtes oder abgestor­benes Gewebe. Fehlt zu viel Haut, kann aus einem gesunden Bereich, beispiels­weise von Bein, Rücken oder Bauch, Haut entnommen und verpflanzt werden. Mit modernen plastisch chirur­gi­schen Verfahren können Weich­teile gedeckt, die Funkti­ons­fä­higkeit der verletzten Region erhalten bzw. wieder­her­ge­stellt werden und auch hervor­ra­gende kosme­tische Ergeb­nisse erzielt werden – dies ist vor allem im Gesichts­be­reich von großer Bedeutung für die Betrof­fenen. „Aber auch kleine Wunden müssen gelegentlich operativ revidiert werden, wenn Keime in der Tiefe arbeiten und kein Wundab­fluss gegeben ist“, sagt Schmittenbecher.

Textquelle: Susanne Herda, Swetlana Meier, Deutsche Gesell­schaft für Unfall­chir­urgie e.V.

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