Gemeinsam mit Elke Berger, einer Studienkollegin, stellte sie 1976 Thesen auf. Hier soll nun eine genannt werden: „Das Vertrauensverhältnis zwischen Arzt und Patient schafft die Grundlage für eine schnellere Diagnose, zielgerichtete Therapie und kürzere Krankheitsdauer.“ Dieser These fühlt sich Frau Dr. Ursula Fischer bis heute verpflichtet.
Nach Absolvierung des Studiums nahm sie eine Facharzt-Ausbildung als Kinder- und Jugendärztin zunächst in Eisenach auf, die sie in Nordhausen (Harz) weiterführte und erfolgreich abschloss. Ihr ganzes Herz gehört bis heute den Kindern. Psychotherapie für Erwachsene war ihr Ziel. Aus ihrer Sicht konnte sie Kindern so besser helfen, denn wenn die Eltern gewisse Veränderungen und Einsichten sowie die eigenen Geschicke realisieren, verbesserten sich dadurch auch die Bedingungen für die Kinder automatisch. Allerdings war für einen Zweitfacharzt die Promotion A notwendig.
Sie promovierte in Chirurgie, weil das vor Ort möglich war und sie als Mutter von drei Kindern so bessere Möglichkeiten sah, auch gleichzeitig für ihre Kinder da zu sein. Auf eine Aspirantur in Berlin auf psychotherapeutischer Ebene verzichtete sie deshalb.
Vor der Verteidigung der Arbeit an der Medizinischen Akademie in Erfurt arbeitete sie bereits in einem Hospital in Nikaragua. Im Januar 1989 – auf einem Kurzurlaub – verteidigte sie ihre Doktor-Arbeit mit Erfolg. Ihre Arbeit als Kinderärztin in Mittelamerika hat sie in ihrer Persönlichkeitsentwicklung nachhaltig beeinflusst.
Als sie am 1. September 1989 zurückkehrte, hatte sich in der DDR viel verändert. Sie verfolgte aktiv die Geschehnisse in dieser Zeit, bildete sich eine eigene Auffassung und vertrat diese auch öffentlich. Sie wurde auf die Liste der PDS für die letzte Volkskammer gewählt. „Das war das Demokratischste, was ich bisher erlebt habe“ – anstrengend, sehr interessant und auch erschütternd. Nein, sie wollte diese Einheit auf der Schnelle nicht. Ja, sie wollte den Dritten Weg, denn „das Leben meiner Eltern, insbesondere meines Vaters, war für mich Verpflichtung“.
„Für mich als Kinderärztin war die Entscheidung einfach, denn ich wollte, dass es 80 Prozent der Menschen richtig gut geht und 20 Prozent etwas besser, weil sie mehr für die Gemeinschaft tun – z.B. die Feuerwehrleute , ja auch Politiker.
Es war ihr klar, dass das mit dem Kapitalismus nicht zu machen war. Nein, sie wollte die alte DDR nicht zurück, sondern „ihr Land – die DDR“ verändern. Es gab so viele erhaltenswerte Elemente. Die Entwicklung in der Kinder- und Jugendmedizin heute gibt ihr da wohl recht.
Nach Vollzug der Einheit am 3. Oktober 1990 zog Frau Dr. Fischer in den 11. Deutschen Bundestag ein. Wenig später folgte die Wahl für den 12. Bundestag. Sie wurde Parlamentarische Geschäftsführerin von Gregor Gysi.
Anschließend gehörte sie von 1994 bis 2004 dem 2. und 3. Thüringer Landtag an. Um nach ihrer Scheidung und vor der Geburt ihres vierten Kindes alle sicher unter ein Dach zu bringen, zog sie die Konsequenzen. Nach heftigen Auseinandersetzungen innerhalb der Landtagsfraktion – sie trat 2000 aus der PDS aus – kandidierte sie 2004 nicht noch einmal und eröffnete stattdessen in Elxleben an der Gera ihre eigene Praxis, um ihrer Berufung zu folgen.
Inzwischen hatte sie auch an der Akademie für Psychotherapie eine Zusatzausbildung in Tiefenpsychologie fundierter Psychotherapie absolviert – für Erwachsene. Aus diesem Grund musste sie auch die Facharztanerkennung für die Allgemeinmedizin erwerben. Nun stand ihrem gesamtmedizinischem Ansatz nicht mehr im Wege. Seit 4. November 2004 ist ihre Praxis für diesen Weg bekannt. Auch über ihre Altersgrenze hinaus blieb sie für ihre Patienten da.
Nun hat sie sich entschieden, nach einem notwendigen altersgerechten Umbau ihrer Praxis, ganz ihrer Berufung zu folgen und ihr Wissen und Können in einer Privatpraxis weiter zur Verfügung zu stellen. Sie versteht ihre Arbeit nun als ergänzendes Angebot in enger Verflechtung mit ihrer schulmedizinischen Ausbildung. Viele freuen sich auf die Neueröffnung.
P.S. Was ich unbedingt noch sagen sollte: Frau Dr. Ursula Fischer dankt allen Menschen, besonders ihren Freunden und Patienten, die sie unterstützt und begleitet haben. Ein besonderer Dank gilt Prof. Dr. Gerd Biermann (gest. 2006), Prof. Dr. Michael Geyer und Dr. Norbert Preetz, die sie sehr in ihrer Entwicklung beeinflusst und gefördert haben.