Entschei­dungs­pro­zesse – weit über das Gehirn verteilt

Histo­rische Grafik der mensch­lichen Großhirn­rinde. In dieser anato­mi­schen Zeichnung sind Teile des linken Stirn‑, Scheitel- und Schlä­fen­lappens entfernt, so dass sich die dunklere Rinde und das hellere Marklager unter­scheiden lassen. Grafik: Henry Vandyke Carter und Henry Gray (1918) »Anatomy of the Human Body«, Bartleby.com: Gray’s Anatomy, Tafel 731, Lizenz: Gemeinfrei

Entschei­dungs­pro­zesse – weit über das Gehirn verteilt

Eine wesent­liche Funktion des Gehirns ist die flexible Auswahl von Handlungen. Bislang wurde angenommen, dass das mensch­liche Gehirn ein spezia­li­siertes Zentrum für solche Entschei­dungs­pro­zesse besitzt. Eine Forschenden-Gruppe des Univer­si­täts­kli­nikums Hamburg-Eppendorf (UKE) hat nun heraus­ge­funden, dass selbst bei einfachen Entschei­dungen eine große Zahl von weit über das Gehirn verteilten Regionen mitein­ander sprechen. Seine Ergeb­nisse hat das Forschenden-Team unter der Leitung von Prof. Dr. Tobias Donner aus dem Institut für Neuro­phy­sio­logie und Patho­phy­sio­logie des UKE in der aktuellen Ausgabe des Fachma­gazins Nature Commu­ni­ca­tions veröffentlicht.

»Während Versuchs­per­sonen undeut­liche senso­rische Reize inter­pre­tieren, um so zwischen einer von zwei Handlungs­op­tionen auszu­wählen, senden Regionen für die Handlungs­planung konti­nu­ierlich Rückmeldung an Regionen für die Verar­beitung der senso­ri­schen Reize. Folglich sagt die Aktivität in all diesen Hirnre­gionen die spätere Handlung der Versuchs­person voraus«, erklärt Prof. Dr. Tobias Donner aus dem Institut für Neuro­phy­sio­logie und Patho­phy­sio­logie des UKE.

Für ihre Studie hat die UKE-Arbeits­gruppe neuartige Verfahren zur Analyse zeitlich und räumlich hochauf­lö­sender Messungen der Hirnak­ti­vität mittels der sogenannten Magne­toen­ze­pha­lographie (MEG) entwi­ckelt. Dadurch gelang es den Forschenden erstmals, den Zeitverlauf des Entschei­dungs­pro­zesses über fast 200 Regionen der mensch­lichen Großhirn­rinde abzubilden.

Origi­nal­pu­bli­kation:

Donner et. al. Large-scale dynamics of perceptual decision infor­mation across human cortex. Nature Commu­ni­ca­tions. 2020

DOI: http://doi.org/10.1038/s41467-020–18826‑6

Textquelle: Saskia Lemm, Univer­si­täts­kli­nikum Hamburg-Eppendorf

Bildquelle: Histo­rische Grafik der mensch­lichen Großhirn­rinde. In dieser anato­mi­schen Zeichnung sind Teile des linken Stirn‑, Scheitel- und Schlä­fen­lappens entfernt, so dass sich die dunklere Rinde und das hellere Marklager unter­scheiden lassen. Grafik: Henry Vandyke Carter und Henry Gray (1918) »Anatomy of the Human Body«, Bartleby.com: Gray’s Anatomy, Tafel 731, Lizenz: Gemeinfrei