Wie verändert Erstgeburt die Eltern?

Mutter mit Neuge­bo­renem. Foto: Tom Adriaenssen, flickr.com, Lizenz: CC BY-SA 2.0

Wie verändert Erstgeburt die Eltern?

Welche Persön­lich­keits­merkmale von Eltern sich in den Jahren vor und nach der Geburt des ersten Kindes wandeln, haben die Psycho­lo­ginnen Eva Asselmann und Jule Specht von der Humboldt-Univer­sität zu Berlin untersucht.

Das Leben von Eltern ändert sich mit der Geburt des ersten Kindes schlag­artig. Werden sie erwach­sener, weil sie neue Verant­wortung zu übernehmen haben? Dieser Frage gingen Eva Asselmann und Jule Specht von der Humboldt-Univer­sität zu Berlin nach. Die Psycho­lo­ginnen werteten Daten von knapp 20.000 Personen aus dem Sozio­öko­no­mi­schen Panel (SOEP) aus, einer bevöl­ke­rungs­re­prä­sen­ta­tiven Langzeit­studie aus Deutschland. Die Forsche­rinnen unter­suchten die fünf Persön-lichkeits­merkmale Offenheit, Extra­version, Gewis­sen­haf­tigkeit, Verträg­lichkeit und emotionale Stabi­lität in den Jahren vor und nach der Geburt des ersten Kindes.

Danach hatten Personen, die weniger offen für neue Erfah­rungen waren sowie extro­ver­tierte Menschen eine höhere Wahrschein­lichkeit, in den Folge­jahren eine Familie zu gründen. Nach der Geburt ihres Kindes waren Eltern weniger offen und die Ge-selligkeit (Extra­version) nahm ab. Eine Erklärung: Mit einem Baby bleibt oft kaum Zeit, um neue Dinge auszu­pro­bieren oder Freunde zu treffen.

Komplexere Effekte zeigten sich für die anderen Persön­lich­keits­merkmale Gewis­sen­haf­tigkeit, Verträg­lichkeit und emotionale Stabi­lität. Sie waren teilweise vom Alter und Geschlecht der Teilneh­me­rInnen abhängig.

So zeigte die Studie, dass jüngere Eltern im ersten Jahr nach der Geburt ihres Kindes deutlich gewis­sen­hafter waren als in den Jahren davor und danach. Späte Eltern dagegen waren nach der Geburt des ersten Kindes sogar weniger gewis­senhaft als zuvor. Eine mögliche Erklärung: Gerade junge Eltern müssen oft schlag­artig Verant­wortung übernehmen. Dagegen haben sich späte Eltern bereits einen sozialen Status erarbeitet, der es ihnen erlaubt, nach der Famili­en­gründung beruflich kürzer zu treten.

Es sind jedoch weitere Unter­su­chungen notwendig, um zu prüfen, durch welche konkreten Verän­de­rungen im Alltag sich die einzelnen Ergeb­nisse erklären lassen.

Dass die Geburt des ersten Kindes grund­sätzlich mit einer Persön­lich­keits­reifung einhergeht, konnte in der Studie nicht bestätigt werden.

Origi­nal­pu­bli­kation:

https://doi.org/10.1002/per.2269

Textquelle: Frank Aischmann, Humboldt-Univer­sität zu Berlin

Bildquelle: Mutter mit Neuge­bo­renem. Foto: Tom Adriaenssen, flickr.com, Lizenz: CC BY-SA 2.0