Corona: Virtu­elles Screening nach Wirkstoffen

Corona: Virtu­elles Screening nach Wirkstoffen

Die Univer­sität Basel arbeitet mit an der weltweiten Suche nach einem Wirkstoff gegen das momentan grassie­rende Corona­virus: Forschende der Gruppe «Compu­ta­tional Pharmacy» haben bisher fast 700 Millionen verschiedene Substanzen an einem spezi­fi­schen Angriffs­punkt des Virus virtuell getestet – mit dem Ziel, dessen Vermehrung zu blockieren. Wegen der momen­tanen Notlage werden erste Ergeb­nisse der Tests anderen Forschungs­gruppen sofort zur Verfügung gestellt.

Die Forschungs­gruppe um Prof. Dr. Markus Lill am Depar­tement Pharma­zeu­tische Wissen­schaften hat in den letzten Wochen ihre compu­ter­ge­stützten Methoden einge­setzt, um nach möglichen Wirkstoffen gegen das momentane Corona­virus zu suchen, ebenso gegen zukünftige ähnliche Epidemien. Dabei haben die Wissen­schaftler mehr als 680 Millionen Substanzen an einem wichtigen Protein des Virus, der zentralen Protease, rein virtuell getestet.

Durch dieses «Virtuell Screening» wurden bereits einige inter­es­sante Substanzen Identi­fi­ziert, die das Potenzial haben, das kritische Enzym des Virus zu blockieren – und damit dessen weitere Vermehrung. «Auch wenn die vollständige Entwicklung eines Wirkstoffs gegen das momentane Corona­virus die Dauer der momen­tanen Epidemie wahrscheinlich übersteigen dürfte, ist es wichtig, Wirkstoffe für zukünftige Corona­viren zu entwi­ckeln. So können ähnliche Gesund­heits­not­stände wie der momentane im Keim erstickt werden», sagt Forschungs­grup­pen­leiter Lill.

Im Anbetracht der aktuellen Notlage hat sich die Gruppe zu einem eher untypi­schen Vorgehen entschlossen, indem sie nämlich die Testergeb­nisse sofort als Open Source der Öffent­lichkeit in Form eines Preprints zur Verfügung stellt. Die Publi­kation wurde in den ersten 48 Stunden schon mehr als 3000 Mal konsultiert.

Die Basler Forschenden hoffen nun, dass weltweit eine grössere Anzahl an Forschungs­gruppen ihre Vorschläge aufnimmt, sie am Virus testet und weiter­füh­rende Studien einleitet. Norma­ler­weise würden für das Wirkstoff­design die inter­es­santen Moleküle zusammen mit andern Gruppen experi­mentell getestet, bevor die Ergeb­nisse paten­tiert und publi­ziert werden. Der Haupt­fokus von anderen laufenden Studien zum Corona­virus liegt momentan auf der Verwert­barkeit von existie­renden antivi­ralen Medika­menten oder der Neuaus­richtung von anderen Medikamenten.

Origi­nal­pu­bli­kation:

André Fischer, Manuel Sellner, Santhosh Neranjan, Markus A. Lill, and Martin Smiesko

Inhibitors for Novel Corona­virus Protease Identified by Virtual Screening of 687 Million Compounds / ChemRxiv (2020)

Basler Forschende haben am Computer mehr als 680 Millionen Substanzen an einem wichtigen Protein des Virus, der zentralen Protease, virtuell getestet. Bild: Univer­sität Basel, Compu­ta­tional Pharmacy